Überschrift Der Begründer des Aikido

 

Teil I:
Ueshiba Morihei
Teil II:
Die Entwicklung des Aikido
Teil III:
Die Verbreitung des Aikido
 

Teil III: Die Verbreitung des Aikido

Das offenkundigste Zeichen für seine Neuorientierung jedoch war die Umbenennung von Aikijutsu in Aikido (Weg des Friedens), der auch die endgültige Trennung vom Daito-ryu seines Lehrers Takeda Sokagu symbolisierte, die noch im gleichen Jahr von seinem Schüler Hirai Mioru im Butokukai registriert wurde. Die Entwicklung hin zu den philosophischen oder esoterischen Hintergründen hin war nicht zufällig sondern auch Moriheis steigendem Alter geschuldet, denn im Laufe der Zeit hatte seine körperliche Kraft abgenommen, seine Erfahrung jedoch hatte zugenommen und er war reifer geworden.

Nach dem sich das durch den Krieg bedingte Chaos gelegt hat, gründete Kisshomaru am 9. Februar 1948 einen fiktiven Aikidoverband, der ab 1950 als Aikikai die weltweite Verbreitung des Aikido übernahm. Unter dessen Schirmherrschaft wurde auch in Tokyo wieder regelmäßig Training gegeben, von dort bereits ansässigen Lehrern. Währenddessen entwickelte der Begründer in Iwama sein Aikido weiter und nahm Saito Morihiro, Tohei Koichi und Abe Tadashi als Schüler an. Die Schwerpunkte seines Aikido lagen noch mehr auf der Förderung des Wohlergehens von Körper, Geist und Seele und war damit dem Frieden zwischen den Menschen gewidmet. Diese neue Anschauungsweise beeinflusste auch das Kobukan und damit auf die Kampfkunst-Auffassung des Aikikai.

Insbesondere die Schüler von O-Sensei, die bereits viele Jahre bei ihm trainierten, waren erfreut über diesen Wandel. Diese waren der Meinung, dass man diese Form der Kampfkunst nicht ohne die Lebenserfahrung vom Begründer verstehen und lernen könne. So ging zum Beispiel Gozo Shioda von Stund an seinen eigenen Weg, der später als Yoshinkan bekannt werden sollte. Auch andere seiner Weggefährten teilten die neue Kampfkunst-Auffassung von O-Sensei nicht und so bildeten sich mehrere Splittergruppen, die sogar untereinander verstritten waren.

1955 ging der Begründer zum ersten Mal mit seiner „neuen“ Kampfkunst an die Öffentlichkeit: eine Vorführung auf dem Dach eines Kaufhauses in Tokyo sorgte für Aufsehen und rückte Aikido zum ersten Mal in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Folglich entstanden in ganz Japan mehrere Aikido-Clubs, zwischen denen O-Sensei in seinen letzten Lebensjahren in Begleitung einer seiner Schüler hin- und herreiste um dort zu unterrichten. 1958 und 1961 erschienen auch zwei Filme „Koichi Tohin" und „König des Aikido" mit Ueshiba im Interview und verschiedenen Demonstrationen des Meisters. 1961 unternahm Ueshiba Morihei eine Reise nach Hawaii, wohin er eingeladen wurde um das neue Honolulu Aikikai Dojo einzuweihen und natürlich auch eine Vorstellung seines Könnens zu geben. Er hielt sich insgesamt 40 Tage dort auf und sagte die mittlerweile historischen Worte: „Bis heute habe ich in Japan goldene Brücken gebaut. Ich bin nach Hawaii gekommen, um hier eine silberne Brücke zu bauen, die alle Länder der Erde im tiefen Geist des Budo vereinen soll. Dieser besteht aus einer immerwährenden Harmonie und Liebe zwischen den Völkern“. Aus dieser Zeit stammen auch mehrere Dokumentarfilme über Aikido (z. B.„Rendezvous mit einem Abenteuer"), die heute von hohem geschichtlichen Wert sind.

Der Meister des Aikido kam erst wenige Tage vor seinem Tod richtig zur Ruhe und widmete sich nunmehr fast ausschließlich der Entwicklung des Aiki und der Meditation. Er wurde so immer mehr zu einer mystischen Erscheinung: man sah ihn nur noch mit einer weißen Robe bekleidet, er hatte schlohweißes langes Haar und einen wehenden Bart. Als er am 26. April 1969 im Alter von 86 Jahren nach schwerer Krankheit an Leberkrebs starb, soll er seine Schüler mit den Worten gewarnt haben „Aikido gehört der ganzen Welt und wurde nicht zu eigennützigen und zerstörerischen Zwecken entwickelt. Trainiert unaufhörlich zum Besten aller."

Quelle: „Unendlicher Friede“ von John Stevens, Werner Kristkeitz Verlag 1987