Das Aikido Meister Ueshibas, eines der großen Kenner der Menschen und der Kriegskünste, ist eine Methode der Selbstverteidigung. Sie mutet vielleicht ein wenig eigenartig oder esoterisch an, wenn man sie gegen den Hintergrund ihrer komplexen Ethik sieht. Eben durch diese moralischen Imperative unterscheidet sich Aikido von allen anderen geläufigen Formen der Selbstverteidigung. Um sein Prinzip zu verdeutlichen, müssen wir zunächst ein Mißverständnis ausräumen: Im Aikido gibt es keinen Angriff. Diese Kriegskunst ist von Grund auf so defensiv und ohne jede Absicht zu kämpfen, dass sie keine Offensivstrategie lehrt. Im Training unter den Aikidoka ist Nage der Angegriffene, und sein Partner spielt die Rolle des Angreifers, den man Uke nennt. Selbstverständlich können die Rollen getauscht werden.

Uke also, der Angreifer, ist das antagonistische Element, durch dessen Vermittlung sich Nage, der Angegriffene, des Angriffs, seiner Form, Kraft und Dynamik bewusst wird, auf das hin er seine Strategie anlegt und seine Verteidigungsmittel verbessert - all dies im Geiste des Aikido. Das Können und die Vielzahl der Uke sorgen dafür, dass die Formen des Angriffs vielseitig sind, vom unentschlossenen, zögernden Angriff bis zum präzisen, raschen und wirksamen. Das bringt Nage binnen kürzester Zeit in eine Vielzahl wechselnder, nahezu unvorhersehbarer Situationen. Er ist gezwungen, sich an Ort und Stelle dem Angriff selbst anzupassen, und damit auch dem theoretischen Können des Angreifers. Ob der Angriff von einem Neuling oder von einem Experten ausgeht, Nage muss sich auf solche Weise, mit solchem Geschick und solcher Beherrschung verteidigen, dass der Angreifer nicht verletzt, geschweige denn getötet wird. Das Ergebnis darf nicht die mehr oder weniger vollständige Vernichtung des Angreifers (oder der Angreifer) sein, sondern nur die Wiederherstellung der Ordnung, eine Rückkehr ins Gleichgewicht, bei der Uke seine Angriffslust verliert. Auf dieser moralischen Ebene bewegt sich die Selbstverteidigung durch Aikido.

Diese nach dem Willen ihres Begründers wesentlich defensive Kunst verbietet dem Ausübenden kategorisch jede Form aggressiven Verhaltens, z. B. den unprovozierten, direkten oder überraschenden Angriff auf dem niedrigsten Niveau. Aikido ist vom Geist der Versöhnung erfüllt und nicht vereinbar mit einer offen oder versteckt herausfordernden Haltung, durch die man einen anderen zum Angriff reizt, während man sich auf die Verteidigung sorgfältig vorbereitet. Aus der Achtung vor dem Leben, die es seinen Schülern vermitteln will, empfiehlt Aikido ihnen den Selbstschutz und die wirksame Verteidigung, wenn sie angegriffen werden. Doch selbst im Fall eines unprovozierten Angriffs, für den sie keinerlei Mitverantwortung tragen, müssen sie die physische Person des Angreifers (oder der Angreifer) respektieren und es, soweit irgend möglich, vermeiden, ihn zu verletzen. Die Umstände mögen sie zur Verteidigung berechtigen, doch nicht zur Vernichtung des Angreifers, sofern sie die technischen Mittel oder Fähigkeiten haben, die ein anderes Verhalten erlauben.

Als Methode der Selbstverteidigung stellt Aikido also hohe Ansprüche: Gefordert werden das Erlernen eines ganzen Komplexes von Verteidigungstechniken, aber auch die sichere Beherrschung eines Verhaltens, das allein eine geschickte und gültige Anwendung, im Geiste des Wohlwollens, ermöglicht. Die körperliche Geschicklichkeit, die Aikido erfordert, ist die Folge intensiven Übens beim Erwerb der Verteidigungsmittel, aber sie ist auch von einer moralischen Absicht geprägt. Diese moralische Absicht, die seinen Kern ausmacht, verleiht dem Aikido seine menschliche und soziale Tragweite. Daher ist es nicht nur eine Methode der Selbstverteidigung, sondern ein echtes Do, das heißt, ein Weg und eine Methode der Erziehung. Der Weg des Aiki als Kampfform führt zur Praxis des Gewaltverzichts. Zugleich aber sind wir weit entfernt von der trägen Passivität jener, die Gewaltlosigkeit predigen, aber aus Feigheit die Gewalt in all ihren Formen sich entwickeln lassen. Ebenso fern sind wir auch von der systematischen Unterdrückung der Gewalt, die darin besteht, dem Gegner eine sehr viel stärkere Kraft, als er sie aufbieten kann, entgegenzusetzen und ihn zumindest für einige Zeit kampfunfähig zu machen - womit man ihn nur zum Wunsch nach Rache und zum Warten auf die Gelegenheit anhält.

Beim Aikido, obwohl es doch einen Situationskontext bietet, wo Gewalt und Aggressivität frei ausgelebt werden können, ist für Rache und Revanchegeist im Dojo kein Raum. Wer im Gefühl eigener Stärke oder aus Ruhmbedürfnis nach einem Kampf oder nach einer Gelegenheit sucht, sich Respekt zu verschaffen, sieht sich in seiner Erwartung getäuscht, denn ihm begegnet keinerlei physischer Widerstand. Dennoch findet er sich auf der Matte wieder, und je nach dem Maße seines Übelwollens erfährt er bis ins Innerste seines Körpers die entschlossene Festigkeit des Gewaltverzichts, das Gewitter eines von jeder Vergeltungsabsicht freien Geistes, die Handlungsbereitschaft eines Körpers, der sich seinem Griff entzieht und ihn in eine weite, schnelle Bewegung mitreißt. Der einzige Widerstand, den das Aikido vorgeblichen Gegnern entgegensetzt, besteht darin, ihnen das Vergnügen zu verweigern, die Schüler zu Gewalttätigkeiten hingerissen zu sehen, zu dem Wunsch, Schmerzen zu bereiten, zu einer Vorstellung von Überlegenheit, mit unwiderruflichen Handlungen im Gefolge, von denen die Gewalt sich nährt. Weil Aikido ein echtes Mittel gegen die Gewalt sein will, schließt es zwar jedes aggressive und gewaltsame Handeln aus, empfiehlt aber nichtsdestoweniger, die Waffen der Gewalt kennen und beherrschen zu lernen. Mahatma Gandhi hat einmal gesagt:

"Für die Gewaltlosigkeit ist Schlagkraft Voraussetzung ... Sie läßt sich nicht mechanisch verwirklichen. Sie ist die höchste Tugend des Herzens, und man erwirbt sie durch Übung ... Gewaltlosigkeit, die nur den Körper angeht, ohne, dass der Geist mitwirkt, ist die Gewaltlosigkeit des Schwachen und des Feiglings; keinerlei Kraft kann von ihr ausgehen."

Was die Besonderheit des Aikido in seiner aktiven Form ausmacht, ist das Fehlen der Absicht, Gewalt zu tun, und das Fehlen des Wunsches, sich gegen andere zu behaupten oder sie zu erdrücken. Niemals erlebt man in einem Aikido-Dojo, zumindest dort nicht, wo der Lehrer darauf sieht, dass seine Schüler sich über die höllischen Regungen der Gewalt erheben, dass die Ausübenden sich zu aggressiven, unbeherrschten Handlungen hinreißen ließen oder auch nur zu ihren Handlungen gewalttätige Reden führten. Dies jedoch, um es abermals zu sagen, schmälert nicht im mindesten die Kraft ihrer Angriffe oder die Wirksamkeit ihrer Verteidigung, sondern trägt viel zur Entwicklung aller ihrer Fähigkeiten bei und bezeugt ihre Reife in jeder Hinsicht.

In keiner Sekunde erlebt man bei Aikido-Übungen Äußerungen der Brutalität oder Gewalttätigkeit. Selbst bei den Haltetechniken, die zur Immobilisierung des Partners dienen, besteht keine Gefahr einer Verletzung oder eines Bruchs. Sie werden in der natürlichen Beugerichtung eines Gliedes ausgeführt, nachdem ein Angriff vereitelt oder umgelenkt worden und unter Kontrolle gebracht ist. Von Anfang bis Ende der Verteidigungsbewegung geschieht alles mit Maß und Bedacht. Mit Bedacht wird auch der Haltegriff gewählt, der zwar nicht schmerzlos ist, aber doch nur einen natürlichen, nicht quälenden oder traumatisierten Schmerz bereitet. Mit ebensoviel Bedacht wird die Bewegung, die ohne Brutalität und Gefahr einer Verletzung die beste Kontrolle des Angreifers gestattet, in vollendeter räumlich-zeitlicher Synchronisation von Angriff und Verteidigung. Maßvoll ist die Verteidigung auch, insofern sie dem Angriff vollkommen angemessen ist, wohlgemerkt auch beim Halten, das den Angreifer in seiner Person nicht verletzen, sondern ihm das Unnütze seines Widerstands und seiner Handlung begreiflich machen soll.

In dieser Praxis wird die Gewaltlosigkeit unmittelbar angewendet, in dem Sinne, in dem die Menschen des Fernen Ostens diesen Begriff verstehen: Gemeint ist nicht passive Unterwerfung, auch nicht nur eine Geisteshaltung, sondern ein Handeln. Und um zu handeln, in einer Umgebung, wo die Gewalt Unordnung stiftet, bedarf das Aikido der Mittel, um gegen die Gewalt zu kämpfen, ohne an ihr teilzuhaben. Es muss die vielen, die unzähligen Modalitäten erkennen, in denen die Gewalt sich darstellen kann, und daher kommen zu dieser äußeren Erkenntnis die noch wichtigere Selbsterkenntnis und die Beherrschung des Verhaltens hinzu. Wenn der Ausübende, nachdem er den langen und beschwerlichen Weg zur Meisterschaft hinter sich gebracht hat, innerlich und äußerlich frei ist, so sieht er den Angriff, der den Frieden stört, sich abzeichnen, ehe er noch konkrete Gestalt angenommen hat. Es genügt dann, durch ein entschiedenes und maßvolles Mittel den Fortgang des Angriffs zu unterbinden, vielleicht schon, bevor er physisch vollzogen wurde.

Wer noch nicht zu solcher Handlungsbereitschaft gelangt ist, wird nicht rechtzeitig etwas unternehmen können, um die Aggression schon im Keim zu vereiteln. Auch er hat jedoch die Möglichkeit, des "Mitgehens" mit dem Angriff, in einer negativen Bewegung von der Form eines Ausweichens, mit Lenkung des Gegners durch Drehungen, die ihn auf die Matte bringen. In beiden Fällen ist das Ergebnis das gleiche: die Lenkung des Angreifers ohne Brutalität, die Auflösung des Angriffs und der Absicht des Angreifers und die Wiederherstellung der Ordnung.

Bei der Entscheidung für die eine oder die andere, die negative (Ura oder Tenkan) oder die positive (Omote oder Irimi) Möglichkeit, bietet das Aikido zwei Gruppen von Verteidigungstechniken zur Auswahl an, zwischen denen vielerlei Kombinationen möglich sind. Ob man die eine oder andere wählt, hängt von den persönlichen Neigungen und von den Umständen ab. Um einen Zustand zu erreichen, in dem man allen Eventualitäten gewachsen wäre - oder gar ihnen zuvor kommen könnte -, bedürfte es einer solchen Gelassenheit, einer solchen Beherrschtheit des eigenen Verhaltens, eines so schnellen Erfassens der äußeren Umstände und einer so vollkommenden Übereinstimmung von Absicht und Ausführung, dass man nur davon träumen kann. Ob aber das Handeln nun positiv oder negativ ist, es wird immer getragen und geleitet von einem Geist der Versöhnung und des Gewaltverzichts. Dieser Geist, von dem das Aikido durchdrungen ist, äußert sich noch in den einzelnen Formen dieser Kunst. Daran, ob er die positiven oder die negativen Formen besser beherrscht, erkennt man, welchen Grad der Reife und Meisterschaft ein Ausübender erreicht hat. Zugleich aber strebt der Unterricht im Aikido immer die absolute Beherrschung der Formen an, wenn die Übung zur Autonomie in den Bewegungen führen soll.

Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Beweglichkeit und dem niemals abgeschlossenen Prozeß der psychischen Bereicherung. Man kann sagen, dass, je größer die Sensibilität, Fülle und Reife einer Persönlichkeit ist, desto gelöster, ausgreifender und eleganter auch die Bewegungen des Körpers sein werden. Obwohl dem Anschein nach sehr durchdacht, ja, künstlich, sind die Bewegungen im Aikido doch das Ergebnis langen und geduldigen Bemühens von Menschen, welche die verschiedenen Etappen auf dem Wege der Freiheit und der persönlichen Entfaltung nacheinander durchlaufen haben. Am Ende des Weges können dann Handlungen hervorgebracht werden, die sich der Allmacht des Geistes unterordnen, die von keinem Willen und keiner Absicht gestört, aber doch von einem höheren Prinzip geleitet werden: dem Prinzip der Gewaltlosigkeit.

Nicht durch den bloßen Willen, sich von ihr abzukehren, oder durch Passivität gegen ihre Äußerungen läßt die Gewalt sich abschaffen oder besiegen, sondern vielmehr durch eine körperliche und geistige Bereitschaft, sie auf ihrem eigenen Gebiet unbrauchbar zu machen. Dazu ist es erforderlich, ihr niemals Widerstand entgegenzusetzen, aber ihr auch niemals nachzugeben, sondern vielmehr sie einzuhüllen und sie mit ihren eigenen, gegen sie selbst gekehrten Waffen zu überwinden - freilich in milderer Dosierung und auf überlegte Weise, nach einer aus dem Geistigen hergeleiteten Direktive: der Achtung vor dem Leben.

Aikido gibt seinen Schülern Gelegenheit, die Techniken des Kampfes, die Waffen der Gewalt gegen die Gewalt gebrauchen zu lernen. Wer den Weg des Aiki wählt, weiß von vornherein, dass er zuerst zu gründlicher Kenntnis seiner selbst gelangen und die eigenen Widersprüche auflösen muss, ehe er sich daran machen kann, die Widersprüche, welche die Lebensumstände vor ihm aufrichten, zu beheben; er weiß auch, dass er ein hohes Maß an Sympathie für die anderen und viel Selbstvertrauen wird aufbringen müssen, um diejenigen "ins Herz zu schließen", die ihn angreifen. Dies erfordert Kenntnis der Kampfmethodik, Verständnis für den Gegner und Abstreifen der Furcht. Nur so kann eine Kriegskunst studiert und, wie es die Tradition lehrt, in gegenseitiger Achtung von den Meistern an die Schüler weitergegeben werden. An der Dankbarkeit, die er seinem Lehrer zeigt, an der Güte gegenüber Menschen, die sich selber noch suchen, an der Gerechtigkeit und dem Wohlwollen, mit denen er seine Gegner behandelt, und an seiner heiteren Gelassenheit unter allen Umständen ist die Stufe der Reife, der Grad der Meisterschaft und die Kraft des Friedens eines Ausübenden zu ermessen. Der Rang, den der Lehrer seinen Schülern verleiht, dient in dieser Hinsicht zur Kennzeichnung des Fortschritts, den der Schüler auf den untrennbar verbundenen Ebenen der Technik, des Körpers und des Geistes erzielt hat.

Tai bezeichnet den Körper, seine Entwicklung und die Entfaltung seiner Anlagen. Gi bezeichnet die Technik, das strategische Geschick und Können im Kampf. Shin dagegen umfaßt alles Geistige, insofern es die richtige Haltung im Kampf bestimmt, insofern es den Körper den Grundprinzipien der Kriegskunst zu unterwerfen vermag und insofern es die Persönlichkeit, den Charakter und die Geistesart des Ausübenden betrifft.

Die ganze Praxis des Aikido geht dahin, einen Zustand herbeizuführen, der unter allen Umständen das Finden und Verwirklichen gewaltfreier Lösungen begünstigt. Zwar wird der Körper gekräftigt, zugleich wird er aber noch flexibler gemacht, damit er sich bei der Ausführung nicht mehr gegen die Entscheidung für den Gewaltverzicht, die Voraussetzung ist, auflehnt und den Forderungen des friedlichen Geistes entspricht. Aus diesen Gründen hält sich der Aikidoka an die Tradition, denn er weiß aus Erfahrung, dass ihre Methoden die einzigen sind, die Körper und Geist bis zur vollkommenden Harmonisierung ihrer Kräfte vereinen können.

Der Anspruch des Aikido, eine Kontinuität des menschlichen Fortschritts bis zur Vollendung zu gewährleisten, ist hoch, jedoch nicht maßlos. Dieses Ziel liegt in Reichweite jedes Durchschnittsmenschen, nicht nur des Experten und Asketen, der sein ganzes Leben darauf verwendet. Wenn auch Tai (körperliche Fähigkeiten), Gi (Geschicklichkeit) und Shin (Geist, Herz) bei jedem Einzelnen anders verteilt sein mögen, trägt doch jeder von allem genug in sich, um persönlich reicher zu werden durch eine Disziplin eigener Wahl, die gemeinschaftlich und in einem entspannten Klima ausgeübt wird, mit all den Impulsen und Berührungen seitens der anderen. Die Kriegskünste, die dem Aikido vorangegangen sind, haben durch die Zielsetzungen des sportlichen Wettbewerbs, durch die sehr abendländische Neigung, dem analytischen Geist und dem intellektuellen Verstehen im Unterricht Vorrang zu gewähren, und durch das Bemühen, sie auf Kosten ihrer Besonderheit unseren Institutionen anzupassen, sehr schnell ihre Frische und Lebendigkeit verloren. Ihr Reichtum, ihre Fruchtbarkeit und ihr Adel sind auf einen tiefen Punkt heruntergekommen.

Liegt denn der höchste Adel menschlichen Verhaltens nicht darin, bei jeder Gelegenheit die Oberhoheit des Geistes über die Materie zu beweisen, die eigene Überlegenheit durch Akte des Wohlwollens zu bekunden und das instinkthafte, eingefleischte Bedürfnis zu beherrschen, den eigenen Willen mit Gewalt zum Gesetz zu erheben? Das eigene Leben zu verteidigen, ist jedermann gegeben; es aber zu verteidigen, ohne das Leben eines anderen zu gefährden, ist viel schwieriger, und eben dies ist Sinn und Zweck des Aikido. Denn in dem Wissen, dass die Gewalt in uns allen angelegt ist, weigert sich Aikido, ihre Existenz zu verleugnen. Aber ebensowenig kriecht es vor der Gewalt zu Kreuze, indem es das eigene Tun zu einer Art körperlichen Ausdrucksübung verharmlost. Da es selbst aus blutrünstiger Gewalt hervorgegangen ist, kennt Aikido das Fanszinosum der Gewalt: Sie befreit uns von den Fesseln aller Ängste und Rücksichten. Aus diesen Gründen bekämpft es die Gewalt in ihrem eigenen Rahmen und unter den Bedingungen ihrer spektakulärsten und zugleich geläufigsten Äußerungen. Es tritt ihr nicht mit gleicher Macht und Gewalt entgegen, sondern hält ihr nur einen Spiegel vor, den unbestechlichen Spiegel eines gelassenen, friedenstiftenden Geistes.

aus: Aikido - Die Kampfkunst ohne Gewalt, André Protin