Die genauen Abläufe bei der Entwicklung des Aikido in Deutschland umfassend und genau wiederzugeben ist ein fast hoffnungsloses Unterfangen. Aus einer recht überschaubaren Situation um 1960 herum haben sich inzwischen zahllose Schulen, Vereine und Fachverbände gebildet. Der Versuch, alle Zusammenschlüsse, Abspaltungen und Querverbindungen wiederzugeben, würde ins Unendliche führen. Daher werden hier nur die wichtigsten Stationen genannt.

Die Bundesrepublik Deutschland kam zum ersten mal in den Jahren 1960 bis 1965 erwähnenswert mit Aikido in Berührung. Damals hielten verschiedene japanische Meister, z. B.: Yoshimasa Kimura, Lehrgänge und auch Prüfungen in Deutschland ab. Den entscheidenden Impuls für seine Entwicklung erhielt das Aikido 1966 durch die Rückkehr von Gerd Wischnewski als 2. Dan-Aikido aus Japan. Meister Wischnewski hat während eines mehrjährigen Japan-Aufenthaltes als direkter Schüler bei O-Sensei Ueshiba Aikido studiert und später zeitweise das Amt des Bundestrainers in der 1965 gegründeten Sektion Aikido im Deutschen Judobund (DJB) bekleidet. Die Sektion Aikido im Deutschen Judobund war die Keimzelle für die Entwicklung des Aiki-do in Deutschland. Diese Tradition wird heute vom Tendoryu Aikido-Verband e.V. (TAD) weitergeführt.

Etwa zur gleichen Zeit kam mit Katsuaki Asai ein japanischer Meister nach Deutschland. Meister Asai gehörte kurzfristig der Sektion Aikido an und gründete nach seiner Trennung vom DJB den Fachverband "Aikikai Deutschland".

Im Jahr 1977 lösten sich die Aikidoka um Rolf Brand aus der Sektion Aikido und gründeten den Deutschen Aikido-Bund e.V. (DAB), welcher sich nicht an japanischen Meistern orientiert. Durch das Fehlen einer traditionellen Bindung an einen japanischen Meister entwickelte sich im DAB ein eigenes Verständnis für Aikido, welches sich zum Teil von dem der japanischen Meister unterscheidet.

1984 wurde die Freie Deutsche Aikido-Vereinigung (FDAV) von Eginhard Köhler und Volker Riemann gegründet, nachdem sie sich mit mehreren Aikidoka vom Aikikai-Deutschland getrennt hatten. Die FDAV orientiert sich technisch an Nobuyoshi Tamura, 8. DAN, Gesandter des Aikikai und Beauftragter für Aikido in Europa.

Im Jahre 1988 wurde der "Bundesverband der Aikido-Schulen (BdAS)" als Interessengemeinschaft der professionellen Aikido-Schulen gegründet. Seine Mitglieder sind Aikido-Lehrer mit eigenen Schulen und Aikido-Lehrer aus Vereinen. Der BdAS ist der einzige deutsche Aikido-Verband, dem Meister unterschiedlicher Stilrichtungen angehören.

Anfang 1992 kam es zur Gründung des Fachverbandes für Aikido in Bayern (FAB) e.V. Die Gründungsmitglieder kamen aus dem Aikikai, dem Takemusu-Aiki sowie dem BdAS. Ziel des FAB ist es, alle in Bayern ansässigen Aikidogruppen zu unterstützen, ohne dabei allerdings deren Autonomie anzutasten.

1993 hat sich der Deutsche Judo-Bund entschlossen, außer Judo keine weiteren Disziplinen zu unterstützen, und hat somit alle anderen Sektionen aus seiner Betreuung entlassen. Die Aikidoka der ehemaligen Sektion Aikido des Deutschen Judo-Bundes gründeten den "Tendoryu Aikido-Verband Deutschland e.V. (TAD)". Sie orientieren sich, wie bereits in der ehemaligen Sektion Aikido, am Tendoryu Aikido von Shimizu Sensei, 8. DAN. Shimizu Sensei war einer der letzten Uchi-deshi von O-Sensei. Da O-Sensei das Aikido ständig weiter entwickelt hat, konnte Shimizu Sensei die höchste Entwicklungsstufe des O-Sensei miterleben. Dies hat die Entwicklung des Tendoryu Aikido maßgeblich beeinflußt.

Zusätzlich zu diesen Verbänden aus der "Pionierzeit" haben sich inzwischen verschiedene andere Fachverbände gebildet. Dies hat seine Ursache darin, daß einige hochrangige Schüler von O Sensei eigene Fachverbände gegründet hatten. Da O-Sensei sein Aikido immer weiter entwickelt hat, gibt es Meister, die das Aikido in unterschiedlichen Entwicklungsstadien erlebt haben bzw. die erlernten Techniken unterschiedlich interpretieren oder auch verschiedene Schwerpunkte setzen.

Von den derzeit in Deutschland aktiven Verbänden werden nachstehend einige aufgeführt:

3A Deutschland (Kobayashi-Ryu)
Aikido Cooperation International (ACI)
Aikikai Deutschland
Aikido-Föderation-Deutschland (AFD)
Aikido Shinki-Rengo
Aikido Yoshinkai Deutschland
Bundesverband der Aikido-Schulen (BdAS)
Deutscher Aikido-Bund e.V. (DAB)
Freie Deutsche Aikido-Vereinigung (FDAV)
Iwama-Ryu Aikido Germany
Ki-Aikido Deutschland
Tendo-Ryu Aikido-Verband Deutschland e.V. (TAD)

Bis auf den Deutschen Aikido-Bund sind die oben aufgeführten Verbände alle mehr oder weniger an japanischen Meistern orientiert.